Ich bin Sarah und ich bin 16 Jahre alt. Ich bin eine verführte Jugendliche. Ich lebe mein Leben. Und ich weiß mich im Schutze der großen Göttin und des Universums. Alle sagen mir, das ist eine schwere Zeit für mich und mit mir. So um die 16. Da haben alle ihre Macken. Ich bin mir keiner Macke bewußt, aber der Macken der anderen. Man nennt mich übersensibel, Wolkenkind und geistig nicht ganz normal. Nun ja, es ist die alte Geschichte mit der Normalität. Hundert Verrückte und ein Normaler: Wer ist da verrückt? Grübel, Grübel.

Meine schulischen Leistungen lassen zu wünschen übrig, meine Eltern auch, schon weil sie Wert auf schulische Leistungen legen. Sie spielen alle verrückt. Werdet doch endlich einmal unvernünftig! Nicht albern. Albern wirkt ihr sowieso schon, doch eure Witze sind so fade und eure Beziehungen sind so lächerlich. Ihr entwachst dieser Welt und nehmt sie gar nicht mehr wahr. Jedenfalls nicht so wie ich. Das klingt wieder so, als sei ich etwas besseres. Oft komme ich mir auch so vor. Ich weiß jedenfalls um meinen Wert. Und das gefällt mir sehr. Daß ich nicht verblödet bin. Noch nicht.

Oh niemand nimmt mich mit in die Tiefe, nobody takes me down. Ich möchte wachsen unendlich bis in die dunklen Tiefen und bis in die grellsten Höhen und möchte ihre Töne hören. Man sagt mir dann, daß ich abhebe oder ich bin alles nur für mich allein und dass ist doch dann totale Lüge. Überall nur Enge und ich weiß nicht, ob schimpfen oder kämpfen mir etwas nützt oder mich weiterbringt.

Gerade heute merkte ich wieder einmal, wie viele Machtinstrumente ich in der Hand habe. Wir gingen spazieren und ich schwieg die ganze Zeit. Das ist die totale Machtausnutzung, Verweigerung der Stimme. Große Unzufriedenheit auf allen Positionen und keiner bedarf der Lösung dieses Konfliktes, denn der Konflikt ist normal ertragbar ungelöst. Es ist einfach unmöglich für mich von meinen Positionen zurückzugehen. Ich weiß, wie tötlich sie sind. Alle bemühen sich um mich. Gewollte Verschärfung des Konflikts bis zum gegenseitigen Inruhelassen und Ignorieren. Es ist interessant, aus der ganzen Situation herauszugehen, alle zu sehen und zu lachen und zu lachen und zu lachen. Dieser Gedankengang ist sehr makaber. Die Sarah ist schon ein Problem. Eigentlich nur für sich.

Die immerwährende Frage ist die Frage nach Flucht oder Verzicht der Unmöglichkeit. Ich bemerke so vieles, bin aber unendlich schwach. Es ist fast mir unmöglich zu wechseln in meine Verantwortlichkeit. Wenn ich ehrlich bin, bin ich nicht verstehbar und wenn ich unehrlich bin, bin ich nicht. Diese Welt ist nicht abgefrackt, wir wollen sie nur so sehen. Wo ist die Hippibotschaft geblieben. Im Prinzip ist alles so einfach, d.h. alles ist einfach, wenn wir das Prinzip nicht mehr ernstnehmen. Nein, bitte nicht Weltflucht. Weltflucht ist Illusion. Das nichts mehr ernstnehmen erzeugt einen Nihilismus, der mich so glücklich macht, daß ich andere anstecken kann. Alles ist egal, so bin ich frei. Optimierung der unbewußten Reflexe. Ich schreibe nur aus meiner Welt und meine Welt ist nicht eure. Es ist ein ganz doller Nebel um mich herum und ich sehe euch nur schemenhaft. Ihr seht zerbrechlich und ängstlich aus. Und ich muß mich manchmal tief bücken, um den Boden zu berühren, damit ich den Weg erfühlen kann. And my way don't be the american way of life. Ich hab keine Ahnung, was möglich ist. Ich weiß nur, was unnötig ist, und das ist schon etwas. A little bit.

Sollte ich mir ein Haustier halten (wo ich doch schon unfähig bin, meine Eltern zu halten)? Vielleicht soll das nur Ersatz sein, aber vielleicht ist Ersatz auch ein Weg. Wieso denn nicht! Vielleicht kann man auch durch Fernseh gucken tiefe innerliche Erfahrungen machen und ein toller Mensch werden. Wo ist ein Freund für mich? Sollte ich mir ein Haustier halten?

Langweilige Fragerei. Vielleicht eine Kobra. Ich möchte gern eine Kobra, denn dann brauch ich mich nicht weiter zu kümmern, alle werden Terror machen, daß das doch nicht geht und das ist alles viel zu gefährlich. Ja, so ist das Leben.
Überall ist Licht und Schatten und unser Leben greift um mich, ich greife um mich, schneide mich an Scherben, die herumliegen. Ach, es sind doch nur Kratzer und Narben geblieben.

Macht mal nicht so ein Theater. Es gibt auch eine Kultur der Scherben. Wo Scherben sind, war oder ist Leben, dort ist ein Weiterexistieren erwünscht. Flieht nicht in die Sterilität. Wo keine Viren überleben können, kippt auch unser natürliches Gleichgewicht um, und das ist tötlich. Tötlich gilt nicht.

Ich gehe durch leere Straßen und fühle die reine Existenz. Ich lade mich auf. Ich werde zu einem nichtdefinierbaren Zustand und die Erde zieht mich magisch an. Es ist eine andere Verbindung als nur der Erdmagnetismus. Wer weiß, warum der Apfel wirklich zu Boden fällt. Ich exisistiere!

Liebe, komm. Ich bin heut für dich da, umspüle mich mit einem sanften Ton. Ich werde dich auch umspülen. Du bist so einsam. Komm, wir teilen unsere Einsamkeit. Du großes Abstraktum, du bist doch so persönlich. Ha! Ich tanze heut für dich, ich tanze durch die leeren Straßen, ich tanze durch verstopfte Boulevards. Bis ich erschöpft in mein Bett falle. Und die Augen werden zu Kristallen. Man sagt, Kristalle können reinigen. Ich schlafe ein, bis irgendein Brutalowecker mich weckt. Aber bis dahin laßt mich mit den Kristallen tanzen.